Brauchst du eine SAP Zertifizierung?
Viele fragen sich ob eine SAP Zertifizierung ihnen einen Vorteil, einen Vorsprung, gegenüber der Wettbewerber bringt. Zumindest wirbt die SAP auf ihrer Training Webseite damit. „Das international anerkannte Zertifikat gilt als Nachweis der erreichten Qualifikation und des Wissensniveaus und kann im Wettbewerb um Kundenprojekte als Werkzeug zur Leistungsdifferenzierung eingesetzt werden.“ Die Kosten belaufen sich auf 400 EUR für eine SAP Associate Zertifizierung. Die SAP Professional Zertifizierung kostet 600 EUR. Lohnt sich die Investition?
Wettbewerbsvorteil
Nun, meiner Meinung nach sind eher Berufserfahrung und vorherige Projekte entscheidend. Es gibt Firmen, die schicken ihre Junior Consultants zuerst vier Monate auf Schulungen um dann die Zertifizierung zu machen. Das Problem dabei – bereits nach fünf Tagen Schulung dröhnt einem der Kopf. Ich berichte aus eigener Erfahrung. Wenn man aber Enterprise Reporting, Data Warehousing, Modellierung und Implementierung, Datenbereitstellung, Performance und Administration, Benutzerverwaltung und Berechtigungen, Analyseprozesse und Datamining und dann Integrierte Planung nacheinander macht… Ich kann mir schwer vorstellen, dass dabei alles hängen bleibt.
Vielleicht bin ich aber auch nicht smart genug. Allerdings ließ schon Goethe Mephisto verlauten „Grau, teurer Freund, ist alle Theorie“. Auf die Praxis kommt es an und nur »der den Augenblick ergreift, das ist der rechte Mann«. Ohne Projekterfahrung ist das Zertifikat nicht viel wert. Erinnern Sie sich wie Sie gelernt haben Fahrrad zu fahren? Vielleicht haben Sie mit einem Dreirad angefangen und später auf ein normales Fahrrad umgestiegen. Vielleicht haben Ihre Eltern noch das Fahrrad festgehalten, bis Sie gelernt haben das Gleichgewicht zu halten, und dann losgelassen. Kann sein, dass Sie am Anfang hin und her geschlängelt sind. Vielleicht sind Sie auch ein Paar Mal hingefallen. Aber Sie haben sich wieder auf das Fahrrad geschwungen und weitergefahren. Bis Sie es gelernt haben. Es wäre wohl witzig gewesen, wenn Ihre Eltern Sie für vier Monate in eine spezielle Schule geschickt hätten, wo man Ihnen das Fahrradfahren beibringt.
Ich behaupte auch, dass man bei der täglichen Projektarbeit viel mehr lernen kann. Verstehen Sie mich nicht falsch, theoretische Grundlage ist enorm wichtig. Aber für den Anfang würde der Data Warehousing Kurs ausreichen. Query Designer Funktionalität lässt sich auf zwanzig DIN A4 Seiten erklären. Wer hauptsächlich im Reporting arbeitet, braucht sich mit der Integrierten Planung nicht zu beschäftigen. Und hat überhaupt jemand mal Datamining mit BW gemacht?
Während der Projekte hat man es auch mit interessanteren Fragestellungen zu tun. Man stößt auf Probleme, die mithilfe eines Lehrbuchs nicht zu lösen sind. Deshalb sollte Know How Aufbau parallel zur Projektarbeit geschehen. Man lernt eh nie aus. Gerade SAP BI bietet die Möglichkeit unendlich in die Breite und Tiefe zu gehen. Und auch das für die Zertifizierung benötigte Wissen ist erst der Anfang. Manche Kenntnisse erlangt man in der Schule, andere im wirklichen Leben.
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Sicherheit für den Kunden
Ein anderes Argument lautet, dass der Kunde durch die Beauftragung eines zertifizierten Beraters eine Sicherheit erhält. Wenn die Kunden danach fragen, dann lohnt sich die Zertifizierung doch, oder? Allerdings ist dieser Gedankengang schon aufgrund der oben erwähnten Argumentation fraglich. Zertifizierung bedeutet nicht automatisch Wissen. Da sind eher Referenzen, Berufserfahrung und vorherige Projekte entscheidend. Wenn jemand eine Zertifizierung vorweisen kann, aber bisher nur Reporting Projekte begleitet hat, wird er in der Planung einen schweren Stand haben.
Während meiner gesamten Laufbahn hat nur ein einziger Kunde nach der Zertifizierung gefragt. Und das auch eher beiläufig, nachdem wir schon die Beauftragung für das Projekt hatten. Ich kann mir aber vorstellen, dass es bei Freelancern anders aussehen kann. Ich freue mich auf Ihre Erfahrungen in den Kommentaren. Da sollen vor allem die Vermittler auf die Zertifizierung pochen. Kann aber auch daran liegen, dass die meisten Headhunter keine Ahnung von der Materie haben (sorry, ist so) und sich durch die Zertifizierung (falsche) Sicherheit versprechen. Ein paar zielgerichtete Fachfragen würden es auch tun.
Bewerbung
Hier schaut das Ganze etwas anders aus. Bei einem Unternehmenswechsel oder dem Schritt zur Selbständigkeit als Freelancer kann die Zertifizierung von Vorteil sein. Allerdings nur in Verbindung mit entsprechender Erfahrung. Nach zwei bis drei Jahren können Sie die Prüfung auch ohne weiteres ablegen, so schwer ist die nicht. Die Zertifizierung ist daher eher „nice to have“.
Ich glaube auch nicht, dass Einsteiger beziehungsweise Berater mit wenig Berufserfahrung durch die Zertifizierung ihre Chancen enorm verbessern. Denn es fehlt an Berufserfahrung. Der Arbeitgeber muss sie nicht mehr auf die Schulung schicken, aber nach z.B. einem Jahr in der Berufswelt würde ich eh voraussetzen, dass der Kandidat die Materie einigermaßen beherrscht. Für SAP-Berater mit langjähriger Erfahrung kann das Zertifikat als zusätzliches Gimmick sinnvoll sein. Das Zünglein an der Waage wird es aber nicht sein. In der Praxis genügt den Arbeitgebern der Nachweis entsprechender Projekte in der Vergangenheit.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Zertifikat nur für Berater und Freelancer mit zwei bis drei Jahren Erfahrung sinnvoll ist. Falls Sie sich für die SAP BI Zertifizierung vorbereiten wollen, können Sie meine Prüfungsfragen zur Vorbereitung nutzen. Als Berufsanfänger sollte man vielmehr täglich in sein Wissen investieren. Was Sie auch tun indem Sie diese Webseite besuchen :)
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Mein Ex-Chef sagte immer: „Möchtest Du einen guten Berater oder einen zertifizierten Berater“.
Ich selbst habe festgestellt, dass die Theorie in meinen Zertifizierungen von SAP nicht auch nur entfernt etwas mit der Projektrealität zu tun hat – ein nettes Gimmick ist das alle mal – aber eigentlich ist ‚learning by doing‘ immer besser.
„Möchtest Du einen guten Berater oder einen zertifizierten Berater“ – genau. Und zwischen den beiden besteht kaum Korrelation :)
witzigerweise hatte keiner meiner Chefs eine Zertifizierung ;-)