Tabellenviews und Joins in ABAP

Tabellenviews und Joins in ABAP

Dieser Beitrag ist Teil des Kurses ABAP Grundlagen.
In diesem Artikel erläutere ich die Funktionsweise der Joins in ABAP. Dabei gehe ich, um Sie an das Thema heranzuführen, zunächst auf Views an. In einem View kann man Tabellen miteinander verknüpfen (Join) und einzelne Tabellenfelder in den View übernehmen.

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Dieser View kann in einem Programm zum Lesen von Daten verwendet werden, zum Beispiel mit einem SELECT-Statement. Dabei werden die Daten im View selbst nicht gespeichert, sondern von den darunterliegenden Tabellen angezeigt.

Views

Betrachten wir das folgende Beispiel.
Die Kunden aus der Tabelle ZCUSTOMER

MANDT CUSTOMID VORNAME NACHNAME
001 00000001 Philipp Reis
001 00000002 Konrad Zuse
001 00000003 Graham Bell

und die Adressen aus ZADDRESS

MANDT ADDRESSID CUSTOMID ORT PLZ
001 00000001 00000001 Gelnhausen 63571
001 00000002 00000001 Friedrichsdorf 61381
001 00000003 00000001 Frankfurt am Main 60313
001 00000004 00000001 Kassel 34117
001 00000005 00000001 Heidelberg 69115
001 00000006 00000002 Hoyerswerda 02977
001 00000007 00000002 Berlin 10707

werden in einem View verknüpft.

MANDT CUSTOMID ADDRESSID VORNAME NACHNAME ORT PLZ
001 00000001 00000001 Philipp Reis Gelnhausen 63571
001 00000001 00000002 Philipp Reis Friedrichsdorf 61381
001 00000001 00000003 Philipp Reis Frankfurt am Main 60313
001 00000001 00000004 Philipp Reis Kassel 34117
001 00000001 00000005 Philipp Reis Heidelberg 69115
001 00000002 00000006 Konrad Zuse Hoyerswerda 02977
001 00000002 00000007 Konrad Zuse Berlin 10707

Es existieren vier verschiedene View-Typen, die sich hinsichtlich der Art der Realisierung und in den möglichen Zugriffsarten unterscheiden. Datenbank-Views werden durch einen View auf der Datenbank realisiert. Mit Projektions-Views können Felder aus einer Tabelle ausgeblendet werden. Help-Views können als Selektionsmethode in Suchhilfen verwendet werden. Mit Pflege-View können die auf mehrere Tabellen verteilten Daten gemeinsam gepflegt werden. Dabei realisieren Datenbank-Views einen Inner Join. Die anderen View-Typen realisieren einen Outer Join. Bei Datenbank-Views können die Join-Bedingungen über Gleichheitsbeziehungen zwischen beliebigen Basisfeldern formuliert werden. Bei den anderen View-Typen müssen Sie aus bestehenden Fremdschlüsseln übernommen werden. Tabellen können also nur dann in einem Pflege-View oder Help-View zusammengefasst werden, wenn sie über Fremdschlüssel miteinander verbunden sind.

Inner Join

Ein Inner Join liefert die Sätze des Kreuzprodukts, zu denen in allen am View beteiligten Tabellen ein Eintrag existiert. Man erhält also nur solche Sätze, zu denen in allen am View beteiligten Tabellen ein Eintrag vorhanden ist.
Betrachten wir das folgende Beispiel. Wir haben eine Tabelle mit Kunden.

MANDT CUSTOMID VORNAME NACHNAME
001 1 Philipp Reis
001 2 Konrad Zuse
001 3 Graham Bell

Und eine mit Adressen.

MANDT ADDRESSID CUSTOMID ORT PLZ
001 1 1 Gelnhausen 63571
001 2 2 Hoyerswerda 02977
001 3 2 Berlin 10707

Für den dritten Kunden existiert keine Adresse. Der Inner Join liefert folgende Ergebnisse.

MANDT CUSTOMID ADDRESSID VORNAME NACHNAME ORT PLZ
001 1 1 Philipp Reis Gelnhausen 63571
001 2 2 Konrad Zuse Hoyerswerda 02977
001 2 3 Konrad Zuse Berlin 10707

Inner Join liefert die Sätze des Kreuzprodukts, zu denen in allen am View beteiligten Tabellen ein Eintrag existiert. Daher kommen nur die Kunden 1 und 2 im Ergebnis vor.

Outer Join

Ein Outer Join selektiert auch solche Sätze, zu denen in einigen der am View beteiligten Tabellen kein Eintrag existiert. Bei den gleichen Ausgangsdaten wie im Inner Join Beispiel liefert der Outer Join folgende Ergebnisse.

MANDT CUSTOMID ADDRESSID VORNAME NACHNAME ORT PLZ
001 1 1 Philipp Reis Gelnhausen 63571
001 2 2 Konrad Zuse Hoyerswerda 02977
001 2 3 Konrad Zuse Berlin 10707
001 3 Grahem Bell

Beim Outer Join kommen alle Kunden aus der Kundentabelle vor, auch wenn sie keine Adresse haben. Falls Adressen für den Kunden vorhanden sind, werden sie zum Kunden angezeigt.

Um einen View zu definieren gehen Sie wie folgt vor:

  1. Legen Sie die Basistabellen an
  2. Setzen Sie diese mit Join-Bedingungen in Verbindung
  3. Wählen Sie die Felder, die in den View übernommen werden
  4. Definieren Sie die Selektionsbedingungen
  5. Optional können Sie noch die technischen Einstellungen setzen

Die Basistabellen ZCUSTOMER und ZADDRESS sehen wie folgt aus. Die ZCUSTOMER Tabelle trägt die Kundeninformationen.
Customer Tabelle
In ZADDRESS sind die Adressen hinterlegt.
Tabelle mit Kundenadressen
Diese sind über einen Fremdschlüssel mit den Kunden verknüpft.
Fremdschlüssel
Nun wollen wir einen View, also eine Sicht auf die Kunden- und Adressdaten, definieren, damit wir einfach Kunden- und deren Adressdaten lösen können. Die Views werden wie die Datenbanktabellen in der Transaktion SE11 (ABAP Dictionary) angelegt.
View anlegen
Wählen Sie einfach View aus und geben Sie einen Namen ein, zum Beispiel ZVCUAD. Mit der Anlegen Taste wird der View angelegt. Nun fragt das System, welche Art von View angelegt werden soll.
Viewtyp wählen
Da wir nur Daten lesen und nicht pflegen wollen, wählen wir einen Datenbank-View aus.
Als Nächstes tragen wir die Basistabellen ZCUSTOMER und ZADDRESS ein.
Tabellen für den View
In Reiter Viewfelder werden die Felder definiert. Klicken Sie dazu auf den Button Tabellenfelder. Nun erscheint ein Pop-up mit Basistabellen.
Tabellenfelder werden definiert
Mit einem Doppelklick auf die ZCUSTOMER Tabelle kommen Sie in die Feldauswahl.
Feldauswahl aus der Basistabelle
Wählen Sie alle Felder aus und bestätigen Sie mit der Übernehmen Taste. Damit werden die Felder der Basistabelle ZCUSTOMER in den View übernommen. Wiederholen Sie die Prozedur für ZADDRESS Tabelle. Nun haben wir alle Felder der beiden Tabellen im View. Der besseren Übersicht halber habe ich die Schlüsselfelder über Ausschneiden und Einfügen an den Anfang gestellt.
Definierte View Felder
Wenn wir aber den View zu aktivieren versuchen, kommt die Fehlermeldung, dass Feldname CUSTOMID nicht eindeutig ist. Die Felder Kunden-ID und Mandant kommen in beiden Tabellen vor. Um eine Abgrenzung zu ermöglichen, verwenden wir AD_ als Präfix. Damit ist angedeutet, dass diese Felder aus der Adressentabelle kommen.
Viewfelder eindeutig
Nun lässt sich der View aktivieren. Mit der Taste Inhalt können wir uns die Daten anzeigen lassen.
Daten anzeigen
Was wir sehen, ist ein Kreuzprodukt aus den Inhalten der zwei Tabellen. Der View kombiniert jeden Eintrag aus der Kundentabelle mit jedem Eintrag in der Adressentabelle.
Alle Einträge werden kombiniert
Das entspricht jedoch nicht dem erwarteten Ergebnis.

MANDT CUSTOMID ADDRESSID VORNAME NACHNAME ORT PLZ
001 00000001 00000001 Philipp Reis Gelnhausen 63571
001 00000001 00000002 Philipp Reis Friedrichsdorf 61381
001 00000001 00000003 Philipp Reis Frankfurt am Main 60313
001 00000001 00000004 Philipp Reis Kassel 34117
001 00000001 00000005 Philipp Reis Heidelberg 69115
001 00000002 00000006 Konrad Zuse Hoyerswerda 02977
001 00000002 00000007 Konrad Zuse Berlin 10707

Daher definieren wir nun die Verknüpfung (Join) zwischen den Tabellen in Reiter Tabellen/Joinbedingungen. Dort können Sie die Verknüpfung manuell definieren, falls keine Fremdschlüssel vorhanden sind. Da wir einen Fremdschlüsselverbindung von ZADDRESS zu ZCUSTOMER definiert haben, kann das System die Verknüpfungen auch selbst produzieren. Mit der Taste Beziehungen können Sie die von ZCUSTOMER abhängige Tabellen auswählen.
Join Verknüpfungen festlegen
Nachdem Sie die Tabelle ZADDRESS ausgewählt und mit der Taste Übernehmen bestätigt haben, wird die Verknüpfung (Join) in den Joinbedingungen angezeigt.
Joins über Beziehungen definiert
Nachdem Sie den View aktivieren, werden nur die Daten angezeigt, die sich tatsächlich verknüpfen lassen. Es werde also alle Daten aus ZCUSTOMER, die auch Einträge in ZADDRESS haben, werden angezeigt (Inner Join).
Ergebnis nachdem Joinbedingung festgelegt wurden
Dieses Resultat entspricht eher dem erwarteten Ergebnis.

MANDT CUSTOMID ADDRESSID VORNAME NACHNAME ORT PLZ
001 00000001 00000001 Philipp Reis Gelnhausen 63571
001 00000001 00000002 Philipp Reis Friedrichsdorf 61381
001 00000001 00000003 Philipp Reis Frankfurt am Main 60313
001 00000001 00000004 Philipp Reis Kassel 34117
001 00000001 00000005 Philipp Reis Heidelberg 69115
001 00000002 00000006 Konrad Zuse Hoyerswerda 02977
001 00000002 00000007 Konrad Zuse Berlin 10707

Nun entfernen wir noch die semantisch überflüssigen Felder AD_MANDT und AD_CUSTOMID.
Finale Sicht
Im Reiter Selektionsbedingungen können Sie für einen View Bedingungen für die Datenselektion angeben. Diese werden als Filter für die aufzubauende Sicht verwendet. Restriktionen können für die Inhalte der View-Felder angegeben werden. Es können dann nur solche Datensätze über den View selektiert werden, die dieses Restriktionen genügen. In einer Selektionsbedingung wird der Inhalt eines Feldes durch einen Operator mit einer Konstanten verglichen. Darüber hinaus können mehrere Selektionsbedingungen über AND und OR verknüpft werden. Eine Selektionsbedingung kann auch über ein nicht im View enthaltenes Feld formuliert werden.
View Selektionsbedingungen
Das Ergebnis würden dann wie folgt aussehen.
Ausgabe mit Filter
Nun können Sie mit dem View wie mit einer Tabelle arbeiten, zum Beispiel Datensätze über ein SELECT-Statement lesen.


DATA lt_view TYPE TABLE OF zvcuad.

SELECT * FROM zvcuad INTO TABLE lt_view.

Datensätze werden in eine interne Tabelle gelesen und stehen für Weiterverarbeitung zur Verfügung.
Datensätze von den darunterliegenden Tabellen werden über den View gelesen

Joins in ABAP

Anstatt den View im ABAP Dictionary anzulegen können wir ihn auch direkt in ABAP implementieren. Dabei wird direkt mit der Datenbank kommuniziert und die SAP-Pufferung wird umgangen.
Betrachten wir das folgende Beispiel für einen Inner Join.

Inner Join


DATA lt_view TYPE TABLE OF zvcuad.

SELECT cust~mandt cust~customid cust~vorname cust~name
       adr~addressid adr~ort adr~plz
INTO CORRESPONDING FIELDS OF TABLE lt_view
FROM ( zcustomer AS cust INNER JOIN zaddress AS adr
      ON cust~customid = adr~customid ).

Bei der internen Tabelle lt_view übernehme ich den bereits vorhandenen View. Bei einer rein ABAP-basierten Implementierung kann die Tabelle in ABAP angelegt werden.
Hinter dem SELECT werden die Felder aufgelistet, die von den Datenbanktabellen gelesen werden sollen. Da diese aus verschiedenen Tabellen stammen, müssen wir definieren aus welchen. so bedeutet zum Beispiel cust~customid, dass aus der Tabelle cust die Spalte customid zu lesen ist. Die Tilde ~ ist ein Spaltenselektor.
Dabei ist cust ein Alias für die zcustomer Tabelle. So müssen wir nicht immer den ganzen Namen tippen. In den Klammern nach dem FROM werden zuerst die am Join beteiligten Tabellen definiert. Für jede der angegebenen Datenbanktabellen kann mit AS ein alternativer Tabellenname (Alias) angegeben werden. Mit INNER JOIN realisieren wir einen Inner Join. Mit einem LEFT OUTER JOIN wird ein Outer Join implementiert. Anschließend definieren wir die Verknüpfung eingeleitet mit ON. Der aktuelle Mandant wird automatisch verwendet und muss in der Verknüpfung nicht angegeben werden.
Das Ergebnis eines Inner Joins sieht wie gewohnt aus.
Inner Join in ABAP

Outer Join


DATA lt_view TYPE TABLE OF zvcuad.

SELECT cust~mandt cust~customid cust~vorname cust~name
       adr~addressid adr~ort adr~plz
INTO CORRESPONDING FIELDS OF TABLE lt_view
FROM ( zcustomer AS cust LEFT OUTER JOIN zaddress AS adr
      ON cust~customid = adr~customid ).

Bei einem Outer Join werden auch Felder ausgegeben, die nur in einer Tabelle vorhanden sind.
Outer Join in ABAP

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